EG 670,9 – Wer hier leidet für den Sohn
Es ist überraschend, wie viele Lieder in dem Evangelischen Gesangbuch abgedruckt sind, die ursprünglich in anderen Sprachen gesungen wurden und die aus anderen Ländern und Kontinenten entstanden sind. Eins von ihnen ist das Lied: „Hört, wen Jesus glücklich preist“. 2 Männer aus unseren Kirchen haben vor einigen Jahren das Spiritual „Michael row the boat ashore“ (= Michael rudert das Boot ans Ufer) genommen und zu der Melodie einen neuen Text gemacht. Hier muss man an die schwarzafrikanischen Sklaven denken, die vom 16. Bis zum 19. Jahrhundert aus ihrer afrikanischen Heimat entführt und nach Amerika gebracht wurden, um auf den Baumwoll-Plantagen zu arbeiten. Ihr Leben wurde zerstört und ihre Arbeitskraft ausgenutzt. Man machte sie zu Christen, aber in den Gottesdiensten der anglikanischen und baptistischen Gemeinden fühlten sie sich nicht wohl. So feierten sie in ihren ärmlichen Hütten ihre eigenen Gottesdienste, erzählten sich die Geschichten der Bibel und sangen zu ihren eigenen Melodien und mit den Rhythmen ihrer Heimat ihre Lieder. Was sie aus der Bibel gehört hatten, bezogen sie auf ihr Leben unter dem Druck der Sklaverei und mit so vielen Entbehrungen, und dann lebten sie auf und fanden den Mut auszuhalten. Die beiden Männer in Bayern nahmen die Melodie dieses Liedes und dichteten in dem Sinne dieser Schwarzen in den USA den eigenen Text. In der ersten Strophe heißt es. „Hört, wen Jesus glücklich preist, / Halleluja, wem er Gottes Reich verheißt, Halleluja.“ In der letzten Strophe: „Wer hier leidet für den Sohn, Halleluja, / den erwartet Gottes Lohn. Halleluja.“ Bei vielen verläuft das Leben ruhig weiter; aber oft genug treten gefährliche Stürme auf. Dann macht es große Mühe, das eigene Lebensschiff zu steuern und in den sicheren Hafen zu bringen. Um 1865 wurde in den USA die Sklaverei aufgehoben. Mehr als 160 Jahre ist das her. Noch haben die Menschen der schwarzen Bevölkerung dort nicht die gleichen Chancen wie die der weißen Bevölkerung. Aber viele der farbigen Menschen auf der anderen Seite des Ozeans haben ihre Chancen genutzt; sie konnten sich ein selbstbestimmtes Leben aufbauen. Und viele haben die Leiden ihrer Vorfahren hinter sich gelassen leben nun als befreite Christen.