EG 93,3 – Ob der Hölle Lügenmächte / triumphieren fern und nah
Ich habe mal gehört: Es gab einen Tag in dem Leben Adolf Hitlers, da hat er sich ganz besonders gefreut. Über das ganze Gesicht hinweg lachte er; er stampfte auf den Boden, und er klopfte sich auf seine Schenkel.
Er hatte schon mit anderen Staaten eine Reihe von Verträgen abgeschlossen. Man hatte ihm vertraut und gehofft, er würde sich an diese Abmachungen halten. Jetzt an diesem Tag hatte Hitler alle seine Verträge gebrochen. Er hat alle an der Nase herum geführt. Es machte ihm Spaß, Versprechungen zu geben und sich dann nicht daran zu halten. Hier war ein Mann an die Regierung gekommen, der ein Lügner war, durch und durch.
Im Jahre 1938, in der Mitte der zwölf Jahre, in denen Hitler zusammen mit den NSDAP-Parteimitgliedern regierte, sitzt Pastor Fritz von Bodelschwingh, der Leiter von Bethel, der Stadt der Barmherzigkeit bei Bielefeld, in seinem Arbeitszimmer und schreibt ein Gedicht. Wo um ihn herum so viel angeherrscht, geschrien und befohlen wurde, wo man sich immer mehr diesem „Führer und Reichskanzler des Deutschen Volkes“ unterwerfen sollte, wo schon so viele beleidigt, ausgegrenzt und ermordet worden waren, da wollte er ganz still für sich aufschreiben, woran sein Herz hing, wem er über alles vertraute und wem er wegen seines Leiden und Sterbens sein Leben verdankte.
So verfasste er den Text, dessen Anfang lautet:
„Nun gehören unsre Herzen / ganz dem Mann von Golgatha,
der in bittern Todesschmerzen / das Geheimnis Gottes sah.“ (EG 93,1)
Dieses Lied sollte, von ihm persönlich geschrieben, ein Lobpreis für Jesus, seinen Herrn und Retter, sein. Kein anderer sollte es lesen. Er schob es ganz tief in eine Schublade seines Schreibtisches. Und doch wurde es bekannt; jemand schrieb eine Melodie dazu; seit mehr als 60 Jahren ist es fester Bestandteil der Liederbücher in der Evangelischen Kirche.
In der 3. Strophe heißt es kühn, aus der bedrückenden Hitler-Zeit geboren:
„Doch ob tausend Todesmächte / liegen über Golgatha,
ob der Hölle Lügenmächte / triumphieren fern und nah,
dennoch dringt als Überwinder / Christus durch des Sterbenstor;
und die sonst des Todeskinder, / führt zum Leben er empor.“
Mögen noch so viele Männer und Frauen Mitmenschen belügen, Güter an sich raffen und Leben zerstören, Christus ist mächtiger als diejenigen, die Lügner, Habgierige und Mörder sind, durch und durch.