Bei manchen Gesprächen geht es mir so, dass vor allem ein Satz hängen bleibt. So erlebte ich es vor einigen Wochen in einer Begegnung. Meine Frau und ich saßen mit einer langjährigen Freundin zusammen, die sich in vielen Bereichen engagiert. Ausführlich erzählte sie von diesem und jenem. Sie möchte ganz im „Heute“ leben, wahrnehmen, was geschieht, und sie will bewusst mitdenken und ihren Mund aufmachen oder mit spitzer Feder Texte schreiben, wo sie Gefahren für das Leben und für unseren Planeten wittert.
Dann fiel der Satz: „Egal wo man ansetzt, man landet immer in einem Dilemma.“ Unsere Freundin hat vor vielen Jahren das Abitur gemacht und studiert. Viele Jahre hat sie zusammen mit ihrem Mann in Kirchengemeinden gelebt und erfolgreich mit anderen zusammen gearbeitet. Vier Söhne haben sie bekommen, von denen jeder einzelne beruflich seinen Weg gefunden hat. Sie konnte als Journalistin arbeiten, viele Vorträge halten und Bücher schreiben. Sie hat eine konkrete, klare Vorstellung und Meinung zu der Kirche und zu existentiellen Fragen, zur Bedeutung der Atomkraft bei der Energiegewinnung und zu den Atomwaffen beim Militär, zur Landwirtschaft und zur Klimaerwärmung, natürlich auch zu den Flüchtlingsströmen, die in Richtung Europa unterwegs sind.
Aber wo auch immer sie hinschaut und welchen Gedanken sie nachgeht, es bleiben Fragen über Fragen. Immer wieder hat man es mit den Auseinandersetzungen unter Fachleuten zu tun. Unsere Freundin hat recht, wenn sie sagt: „Egal, wo man ansetzt, man landet immer – in einem Dilemma.“ Es ist schwierig, tragfähige Perspektiven zu gewinnen, die sich dann auch in der Gesellschaft durchsetzen lassen. So wird man skeptisch bei der Frage: Wohin wird der Weg der Menschheit, dazu der Weg unseres Planeten führen?
Tradition und Inspiration
Gerade da musste ich wieder einmal an eine Lehrveranstaltung denken, die sich mir während meines Studiums tief eingeprägt hat. Es ging um einen Menschen, der in seinem Volk auftrat und Orientierung gab, um einen Propheten. Wie wenige andere hat er das Volk Israel aufgerüttelt und ausgerichtet. Seine Worte und das Buch, das er hinterlassen hat, verschaffen sich bis heute Gehör, inzwischen 2.700 Jahre lang.
Es war im Wintersemester 1967/68. Die Studentenunruhen hatten gerade begonnen, auch in Heidelberg am Neckar. Man liebte es, radikal, von der Wurzel her, zu denken und zu reden. Nichts in der Gesellschaft und in der Kirche sollte vor den kritischen Fragen der Studenten verschont bleiben.
Etwa 80 Studenten und Studentinnen trafen sich in diesem Winterhalbjahr vom November an bis zum Februar am Donnerstagabend in einem Hörsaal der Universität zu dem Seminar mit dem Thema: „Tradition und Inspiration bei Amos“. Geleitet wurde diese Lehrveranstaltung von Prof. Hans Walter Wolff. Sein Kommentar zum Amos-Buch erschien genau in jenen Jahren[1]. Unsere Aufmerksamkeit wurde auf eine aufregende Fragestellung gerichtet: In welcher Weise hat Amos aus den Überlieferungen seines Volkes gelebt, und wie hat ihn der Geist Gottes inspiriert, sodass er zugespitzt in seiner Zeit den Menschen predigen konnte? Amos stammte aus dem Südreich Juda; dort verdiente er als Rinderhirt und als Züchter von Maulbeerfeigen seinen Lebensunterhalt. Aber dann berief ihn Gott, in seinem Namen zu reden, jetzt im Nordreich Israel (Am 7,10-17). Unerschrocken wie kaum ein anderer tat er dies.
Er lebte in der Geschichte seines Volkes Israel; auch er hatte die Geschichten seiner Vorväter von Kindheit an gehört und dann als Erwachsener darüber nachgedacht. So viele einzelne Worte und ganze Texte hatte er sich zu Herzen genommen und konnte sie auswendig nachsprechen. Amos lebte in der Überlieferung, in der Tradition, seines Volkes. Ganz besonders hatte er auf die Aussprüche der Propheten geachtet, die vor ihm aufgetreten waren. Zahlen-, Wehe- und Völkersprüche gab es lange vor ihm[2]. Die Menschen im Gottesvolk liebten es, zuzuhören, wenn in den Reden der von Gott berufenen Männer und Frauen so geprägte Worte dieser Traditionen wieder verwendet wurden.
Wenn der Löwe brüllt
Aber nun wurde Amos aus Thekoa durch Gott selbst von seiner Herde weggenommen. Sein Leben wurde auf abrupte Weise unterbrochen und neu ausgerichtet. Jetzt sollte er nicht seinen Kindern und Freunden einfach das erzählen, was er seit langem wusste. Amos musste bereit sein, auf das zu horchen, was Gott ihm persönlich an Neuem sagte. Es muss ein gewaltiger Eingriff in seinem Leben gewesen sein, den Amos erfuhr. Darauf deutet sein Wort hin: „Der Löwe brüllt, wer sollte sich nicht fürchten? Gott der Herr redet, wer sollte nicht Prophet werden?“ (Am 3,8) Wie wenn ein gefürchtetes Raubtier sein Maul direkt vor ihm auftut und einen Urschrei ausstößt, so erlebte Amos das Reden Gottes.
Ich will nur ein Beispiel nennen: In ganz Israel, im Nord- und im Südreich liebte man es, sich an den „Tag des Herrn“ zu erinnern. Wenn z.B. der Prophet Jesaja vom „Tage Midians“ redete (Jes 9,3), dann lenkte er die Aufmerksamkeit seiner Hörer hin zu einer Geschichte aus der Richterzeit, Jahrhunderte früher, die in Ri 7,9-22 erzählt wird: Immer wieder war es in der Anfangszeit des Volkes Israel geschehen, dass das Heer der Midianiter auf ihren daher stürmenden Kamelen die Dörfer und Städte überfielen, niedermetzelten, wer und was ihnen in die Quere kam, und aus den Scheunen der Israeliten die Ernte raubten. Auf ihren Knien hatten die Menschen im Gottesvolk zu Gott geschrien und gebettelt, dass er sie von diesem feindlichen Nachbarvolk befreien möge.
Da berief Gott Gideon zum Richter. Er sammelte Männer, die mit ihm kämpften. Sie nahmen den Kampf auf, und auf wunderbare Weise wurde das Heer der Midianiter, das in der Jesreel-Ebene lagerte (Ri 6,33) geschlagen und vertrieben. In der Tradition des Gottesvolkes war also der „Tag des Herrn“ ein wunderbarer Tag des Heils. So wird Gideon zu einem der vorbildlich Glaubenden, an die Hebr 11 erinnert wird.
Zur Zeit des Amos, Jahrhunderte später, lebten die Menschen im Nordreich Israel in Sicherheit und Wohlstand. Sie feierten ihre religiösen Feste und genossen das gute Leben. Aber was das innere Vertrauen zu Gott betrifft, hatten sie sich von Gott abgewendet.
„Der Tag des Herrn“ – jetzt ein Tag des Gerichtes
Jetzt erfüllt Gott Amos, diesen Rinderhirten und Obstbauern aus Juda, dazu, einen ganz anderen „Tag des Herrn“ anzukündigen. Jahwe, ihr Gott, würde seinem Volk neu begegnen, jetzt aber nicht, um es zu retten, um seinen Wohlstand zu vermehren und um dafür zu sorgen, dass alles noch viel besser würde, als es war. Nein, Gott würde eingreifen, nun aber zum Gericht an seinem Volk. Er würde alle falschen Sicherheiten hinwegfegen. Er selbst würde dafür sorgen, dass die arm gewordenen mitten unter ihnen zu ihrem Recht kamen und dass die Gottesdienste wieder echt, mit ganzem Herzen, gefeiert würden. „Denn des Herrn Tag ist Finsternis und nicht Licht, gleich wenn jemand vor dem Löwen flieht und der Bär begegnet ihm, und er kommt ins Haus und lehnt sich mit der Hand an die Wand, da beißt ihn die Schlange!“ (Am 5,18b-19)
Gott hat mit seinem Geist seinen Propheten Amos so gründlich erfüllt, dass er klar erkannte, wie sich die Glieder des Gottesvolkes von Gott abgewandt hatten und wie Gott sie erschüttern musste. Erst wie ein Löwe, dann wie ein Bär und schließlich wie eine Schlange, zuerst von außen, dann schließlich aus dem eigenen Haus heraus würde das Unheil über das Volk hereinbrechen. Die Menschen im Gottesvolk dachten noch, Gott würde sie beschützen, wie er es immer getan hatte, aber dann gab es plötzlich kein Entrinnen mehr. Das Volk Gottes, das von Gott selbst erwählt worden war, war dem Gerichtshandeln Gottes ausgeliefert.
Amos konnte nur so reden, weil er im Tiefsten überzeugt war, so reden zu müssen. Er war nicht darauf angewiesen, dass sich seine Zuhörer für seine Worte begeisterten. Er musste bereit sein, ihren Widerspruch und ihren Hass zu ertragen. In sich selbst musste er es spüren, wie der Geist Gottes in ihm selbst seine Worte formte und er sie dann aussprechen konnte. Amos war einer der Propheten, die nur dann reden konnten, wenn sie von Gott inspiriert waren und wenn sich Worte, Bilder und ganze Reden in ihm bildeten und er dann reden musste. Rainer Maria Rilke ahnt etwas von dem Wesen des Prophetischen, wenn er schreibt: „Und in seinem Innern richten / sich schon wieder Worte auf.“[3]
Wir dürfen es uns nicht so vorstellen, dass die Propheten und Prophetinnen des Volkes Israel ihr Studierzimmer hatten, von Regalen mit Büchern umgeben waren und an ihrem Schreibtisch ihre Reden konzipierten. Ihre Sache war es nicht, Wörterbücher zu verfassen und Kommentare zu religiösen Büchern zu schreiben. Sie strebten nicht danach, die Geschichte einer Familie oder eines Dorfes, einer Stadt oder des ganzen Gottesvolkes darzustellen und zu veröffentlichen. Sie hatten nicht die Ruhe dazu, alles Wichtige zusammenzutragen, um ein großangelegtes Lehrbuch über den Glauben eines Abrahams oder eines Moses, eines Samuels oder eines Davids zu veröffentlichen.
Sternstunden menschlicher Lebendigkeit
Und doch waren sie mit dem vertraut, was Propheten vor ihnen gesagt und geschrieben haben. Sie hatten immer wieder in ihren Büchern gelesen, über das Gelesene nachgedacht und konnten unglaublich vieles auswendig. Es lebte in ihrem Innern, und es sprach in ihren Alltag hinein. Was ein Elia und ein Micha ben Jimla, ein Jesaja und ein Jeremia, ein Amos und ein Sacharja gesagt und getan haben, waren Sternstunden menschlicher Lebendigkeit. Ihr Leben wurde von der Stunde ihrer Berufung an bestimmt von einem tiefen Vertrauen zu Gott, von der Liebe zu den Menschen und von einem unerschrockenen Willen zur Wahrheit.
Mit dem Volk zusammen erlebten und erlitten sie, was in ihrer Mitte an Hochmut in Erscheinung tritt, wie Verfehlungen aufgedeckt wurden und wie sich Gottes Gerichte an ihnen vollzogen.
Zugleich beobachteten Amos und die anderen Propheten, was in den Völkern um sie herum geschah. Sie waren unerhört wachsam und lauschten auf die Veränderungen im Lauf der Geschichte ihrer Zeit. Wie ein Wächter den ganzen Tag lang und besonders in der Nacht auf der Zinne der Stadtmauer umher geht und Ausschau hält, ob Feinde im Ansturm sind, so beobachteten die Propheten das Weltgeschehen.
Und sie ließen sich von Gott selbst die Augen dafür öffnen, was er mit seinem Volk vorhatte. Martin Buber vergleicht die echte Prophetie mit einer „zitternden Magnetnadel, die in Richtung Gottes weist“[4]. Wo die Propheten dann reden, greifen sie in großer Freiheit auf Altes, Bewährtes zurück, und sie wagen es gleichzeitig, völlig Neues in Worte zu fassen und die Menschen so aufzurütteln. Sie waren einfühlsam und zugleich provozierend.
Gerhard von Rad hat gründlich analysiert, wie die Propheten des Volkes Israel gedacht und geredet haben, und dann folgert er daraus: „So sehen wir die geschichtlichen Stoffe des Alten Testaments von Hand zu Hand, von Generation zu Generation gehen.“[5] Viele Male haben die prophetisch redenden Männer und Frauen der Bibel auf Bekanntes zurückgegriffen und damit Prophetenworte vor ihrer Zeit aufleben lassen.
Ein langer Zug von Propheten
Ich werde hier erinnert an die Darstellung des Fürstenzuges in der Altstadt von Dresden. Auf einer Häuserwand sieht man, auf etwa 23.000 Fliesen aus Meißener Porzellan aufgemalt, die 94 Markgrafen und Herzöge, Kurfürsten und Könige von Sachsen, angefangen mit Konrad dem Großen (1127 – 1157) bis hin zu dem vorletzten der Fürsten, König Georg von Sachsen (1902 – 1904), jeder einzelne mannshoch dargestellt. Der letzte König, Friedrich August III, der 1904 inthronisiert wurde und 1918 abdanken musste, ist hier nicht mehr abgebildet. Im Jahre 1907 wurde dieser Fürstenzug auf der Außenseite des Stallhofes des Dresdner Residenzschlosses angebracht. Einer nach dem anderen von diesen Fürsten verwaltete die Macht in diesem Land. Sie wohnten in Schlössern und Burgen. Sie übten die Macht selbstbewusst oder selbstlos aus, sie starben, und dann übernahm der nächste, 777 Jahre lang. Das ganze Land erinnert sich an ihre Geschichte.
Malt uns die Bibel in der Geschichte der Prophetie nicht auch eine solche Reihe bedeutender Männer und Frauen vor Augen, die dem Reden Gottes zur Verfügung standen und die dann vollmächtig predigten, einer nach dem andern? Allerdings, ohne dass die Propheten Schlösser besessen hätten. Sie hatten keine Beamtenschaft, kein Heer von Soldaten und Offizieren, keinen Herzoghut, keine Krone. Natürlich waren sie ganz und gar ohne Waffen und Reichtümer! Für Menschen, die an den dreifaltigen Gott glauben, müssten Schritte in den Fußstapfen dieser biblischen Gestalten möglich sein. Es soll nicht verachtet werden, was Wissenschaftler und Künstler, Dichter und Denker heute zu unserer Zeit äußern. Aber es könnte leichtfertig sein, einfach beiseite zu schieben, was die Propheten des Alten und des Neuen Testaments an klaren Begriffen und aufschlussreichen Bildern, an aufrüttelnden Worten und tiefgründigen Reden für uns bereithalten.
In der Hebräische Bibel der Juden, dem Alten Testament der Christen, und in ihrem Neuen Testament, ist von so vielen Propheten und auch von einigen Prophetinnen zu lesen ist.
Man kann die Geschichten von ihnen und ihre Bücher nachdrücklicher verstehen, wenn man die in den meisten Bibelausgaben notierten Parallelstellen mitliest und die früheren Stellen mit den neueren vergleicht. So werden einem die Augen dafür geöffnet, wie einzelne Worte und ganze Geschichten, kräftige Bilder und klare Begriffe miteinander zusammenhängen und sich gegenseitig deuten.
Wie der Messias erwartet wird und kommt
Darüber hinaus ist das Alte Testament von einer sich ständig steigernden Erwartung erfüllt: Eines Tages wird der Eine kommen, in dem sich Gott ganz besonders zeigt. Mal wird er als der Sohn Davids bezeichnet und mal als der Menschensohn, mal als der endzeitliche Hohepriester und mal als der Gesalbte, der Messias, im Griechischen: der Christus. Wer diesen Verheißungen glaubt, muss mit seinen Vorfahren und mit seinen Nachkommen zusammen über Jahrhunderte hinweg warten und viel Geduld haben. Das Neue Testament erzählt und bezeugt, dass in Jesus Christus dieser Erwartete gekommen ist, in der Gestalt des als Mensch geborenen Jesus von Nazareth, des Sohnes Gottes, der dann von der Führungsschicht des jüdischen Volkes den Römern ausgeliefert wurde und den die Römer dann zum Tode am Kreuz verurteilten und töteten. Aber Gott hat Jesus von den Toten auferweckt und ihn und seine Sendung in ihrer Einzigartigkeit bestätigt.
Im griechischen Neuen Testament, herausgegeben von Kurt und Barbara Aland[6], finden wir ganz hinten auf 37 Seiten weit mehr als 4.000 Stellen aus dem Alten Testament und aus anderen Schriften des Judentums angegeben, die im Neuen Testament zitiert werden oder die zumindest im Neuen Testament anklingen. So sehr leben die Schriften des Neuen aus dem Alten Testament.
Mag das Dilemma bei vielen Fragen heute noch so groß sein, hier liegen Deute-Muster für menschliche und geschichtliche Situationen für uns bereit. Sie wurden von einem zum anderen weitergegeben. Immer neu erwiesen sie ihre Lebendigkeit.Sie bewährten sich in immer neuen Situationen. Und sie können als Deute-Muster einer prophetischen Gesellschaftskritik Licht und Klarheit in immer neue Epochen der Geschichte hinein bringen, auch in unsere. Je tiefer man sich dahinein versenkt, wie bekannte prophetische Gestalten und einfach gläubige Menschen mit ihnen lebten, desto mehr wird man in die Lage versetzt, sich von diesen Bildern und Begriffen der biblischen Verheißungsgeschichte leiten zu lassen, in die auch die göttlichen Gerichte hineinverwoben sind.
Prophetische Bilder – wie Fackeln in der Nacht
Niemand erwarte hier eine brillante Darstellung der Menschheitsgeschichte oder ein umfassendes Nachschlagewerk für das rechte Handeln des Menschen, eine ausführliche Vorlage für das Programm politischer Parteien oder eine allseits überzeugende Philosophiegeschichte. Der katholische Schriftsteller Reinhold Schneider warnt davor, indem er den Blick weg von der Geschichte der Staaten und hin auf die Geschichte des Reiches Gottes ausrichtet. Diesen Blick auf die Geschichte des Reiches Gottes vergleicht Schneider mit dem „Weiterreichen der Fackeln in der Nacht“[7]. Eine Gruppe von Menschen sucht sich mitten in der Nacht in unwegsamem Gelände ihren Weg. Sie haben nur wenige brennende Fackeln, und diese reichen sie von einem zum anderen weiter. So wird keiner müde, sie hochzuhalten. Aber allen in dieser Gruppe wird der Weg ausgeleuchtet.
In diesem Buch soll dem nachgegangen werden, wie das prophetische Wort den Schein seines Lichtes auf unseren Weg heute wirft. Menschen können sich heute Wege aus dem Dilemma heraus führen lassen. Sie müssen sich nicht von dem Wahrnehmen eines Dilemmas nach dem anderen lähmen lassen.
Impuls: Wer es mag, der kann ganz für sich zusammentragen, wo ihn selbst Worte und Reden der biblischen Propheten fasziniert haben. Vielleicht lebt manch einer und manch eine schon lange mit einer Reihe von prophetischen Gestalten; sie sind also bereits mit der Schar der Propheten auf dem Wege.
[1] H. Walter Wolff, Dodekapropheton 2(= die zwölf keinen Propheten): Joel und Amos. Biblischer Kommentar Altes Testament, hg. v. S. Herrmann, W. H. Schmidt und H. W. Wolff, Band XIV/2, Neukirchen-Vluyn 1985, 3. Auflage, Einleitung § 3: Die Sprache, Abschnitt 6, S. 120f, über die Formen der Tradition und über die eigentliche Kraft der prophetischen Inspiration.
[2] Zu den Zahlensprüchen inAm 1,3 – 2,16 siehe z. B. Hiob 33,14f; Ps 62,12f; Spr 30,15f. 18f. 21-23. Zu den Wehe-Sprüchen in Am 6,1. 3-6 siehe Jes 5,8. 11. 18. 20. 21. 22. Zu den Völkersprüchen in Am 1,3 -2,16: siehe Jes 17,1-3; 23, 1-18, Obd 1ff
[3] R. M. Rilke, Die Gedichte, Frankfurt a. M., 11. Auflage, S. 512: Ein Prophet
[4] M. Buber, Der Glaube der Propheten, Heidelberg 1984, S. 219
[5] G. v. Rad, Theologie des Alten Testaments, Band II: Die Theologie der alttestamentlichen Überlieferungen Israels, München 1965, 4. Auflage, S. 383
[6] Nestle-Aland, Novum Testamentum Graece, hg. v. Kurt und Barbara Aland, Stuttgart 1983, 26. Auflage, S. 739 – 775
[7] R. Schneider, Wesen und Verwaltung der Macht (1954), in: R. S., Schwert und Friede. Essays, hg. v. Rita Meile; R. S., Gesammelte Werke Band 8, hg. v. E. M. Landau, Frankfurt 1977, S. 79-108, S. 107