EG 430,2 – Der Glaube spinnt sich ein
Diese Zeile findet sich in der zweiten Strophe des Liedes „Gib Frieden, Herr, gib Frieden, / die Welt nimmt schlimmen Lauf“. Es wurde im Jahre 1963 von Jan Nooten, einem Pfarrer der mennonitischen Freikirche in Holland, gedichtet. Dieses Lied endet mit dem Wunsch: „Mach aus uns ein Zeichen / dafür, dass Friede siegt.“ Jürgen Henkys hat es 1983 ins Deutsche übersetzt. Dieses Lied ist eins der Lieder, die während der Zeit des sogenannten „Kalten Krieges“ entstanden. Sehr viele Menschen haben damals befürchtet, dass bald ein 3. Weltkrieg, jetzt ein Krieg zwischen der Sowjetunion und den Vereinigten Staaten mit ihren jeweiligen Verbündeten ausbrechen würde.
Sehr viele flehten zu Gott: „Gib Frieden, Herr, wir bitten! / Die Erde wartet sehr./ Es wird so viel gelitten,/ die Furcht wächst mehr und mehr.“ Dann folgt noch der Schrei: „Die Horizonte grollen“ Daran schließt sich die Klage an: „Der Glaube spinnt sich ein.“ Hier greift derjenige, der dies schreibt auf ein Bild aus der Natur zurück: Es gibt Insekten, wie Raupen und Spinnen es sind, die sich zur Verpuppung mit einem Gespinst umgeben und in einem Kokon einschließen. Übertragen auf Menschen bedeutet dies: Sie schließen sich in ihren Gedanken und Träumen ein und kapseln sich ab. Während ein Mensch, der an Gott glaubt, zu den Menschen reden und unter den Menschen wirken sollte, stoßen wir auf Menschen, die vorgeben zu glauben. Aber von ihnen geht nichts mehr an Mut machendem und Weg weisendem aus. Mit ihnen kann man nicht mehr rechnen. Dies wird in diesem Lied vor Gott beklagt. Zugleich wünscht man sich, dass alle, die den Frieden erhalten wollen, die es auf keinen Fall zulassen wollen, dass die Waffen immer gefährlicher werden und es erneut zum Kriege kommt, zusammenstehen. Sie rufen dazu auf, aus den Löchern der Angst und Resignation herauszukommen, in die sich manch einer und manch eine verkrochen hat. 1988, kurz vor dem friedlichen Zusammenbruch der „DDR“ und der „UDSSR“ schrieb Friedrich Grünke, Kantor und Kirchenmusikdirektor in Gelsenkirchen, die Melodie zu dem Kanon: „… und richte unsere Füße auf den Weg des Friedens.“ Mit dieser Zeile schließt der Lobgesang des Zacharias in Lk 1,68-79.