EG 378,1 – Es mag sein, dass alles fällt
Immer mal wieder bin ich erschrocken darüber, wie wenige Texte ich auswendig kenne. Manchmal, öfter in Nachtstunden, in denen ich noch nicht oder nicht mehr schlafen kann, sage ich mir Texte auf, die sich mir eingeprägt haben. Und dann nehme ich mir immer wieder einen Text aus dem Gesangbuch oder aus der Bibel vor und präge ihn mir ein. So dachte ich im August 2001: Ein bestimmtes Lied von Rudolf Alexander Schroeder will ich lernen, und ich tat es. Dann kam der 11.September: Flugzeuge, gekapert und gelenkt von Terroristen aus dem arabischen Raum, nahmen Kurs auf das Pentagon in Washington und auf das World Trade Center in New York, krachten in diese Gebäude hinein und brachten sie zum Einsturz – zum Entsetzen von hunderten von Millionen Menschen, die es in New York miterlebten und die es im Laufe dieses Tages im Fernsehen sahen. Fast 3.000 Menschen kamen bei diesem gigantischen Unglück ums Leben. Weil ich selbst in diesen Tagen Halt brauchte und weil ich in Andachten und Predigten anderen Halt vermitteln wollte, hatte ich dann die Verse des Liedes von Schroeder präsent. Gleich in der ersten Strophe heißt es hier: „Es mag sein, dass alles fällt, / dass die Burgen dieser Welt / um dich her in Trümmer brechen. / Halte du den Glauben fest, / dass dich Gott nicht fallen lässt: / Er hält sein Versprechen.“ Ein Lied, von Rudolf Alexander Schroeder (1936) 1939 niedergeschrieben, mitten in der nationalsozialistischen Diktatur und kurz vor dem Zweiten Weltkrieg! Noch wurde Hitler-Deutschland stärker und stärker. Es war bereits deutlich, in welcher Weise Hitler nach anderen Ländern griff, nach Österreich, nach der Tschechoslowakei und dann nach Polen. Es war nicht deutlich, ob ihm irgendwer Einhalt bieten könnte. Aber Schroeder sah voraus, dass die Türme, die hier hinauf in den Himmel zu wachsen schienen, eines Tages einstürzen würden. Der Glaube aber, dass Gott dich und mich nicht fallen lässt, bleibt. Hitler wollte Berlin als Metropole eines großen Reiches mit imposanten Gebäuden schmücken und ausbauen. Als ich 1946 nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges in Berlin geboren wurde, lag diese Stadt erobert, zerbombt und in Trümmern gelegt danieder.
Aber dieses Zerstörungswerk war nicht das Letzte. Es gab viele, die zum Wiederaufbau bereit waren, unter ihnen diejenigen, die ihren Glauben an Gott, an die Liebe in seinem Namen und an die Erfüllung der Verheißungen für das Leben hier auf der Erde und in Gottes Welt nicht aufgegeben hatten. Unser Land wurde wieder aufgebaut. Es musste die Teilung hinnehmen, wurde aber dann 44 Jahre später wieder vereinigt. Heute ist unser Land ein geachtetes Glied in der weltweiten Völkergemeinschaft. Die Burgen dieser Welt mögen in Trümmer fallen; es lohnt sich, weiter oder gar intensiver an Gott, den Vater Jesu Christi, zu glauben.