von Lehndorff: Komm in unsre stolze Welt

Komm in unsre stolze Welt,/ Herr, mit deiner Liebe Werben./

Überwinde Macht und Geld,/ lass die Völker nicht verderben./

Wende Hass und Feindessinn / auf den Weg des Friedens hin.

Komm in unser reiches Land,/ der du Arme liebst und Schwache,/

dass von Geiz und Unverstand / unser Menschenherz erwache./

Schaff aus unserm Überfluss / Rettung dem, der hungern muss.

Komm in unsre laute Stadt,/ Herr, mit deines Schweigens,/

dass, wer keinen Mut mehr hat,/ sich von dir die Kraft erbitte /

für den Weg durch Lärm und Streit / hin zu deiner Ewigkeit.

Komm in unser festes Haus,/ der du nackt und ungeborgen./

Mach ein leichtes Zelt daraus,/ das uns deckt kaum bis zum Morgen;/

denn wer sicher wohnt, vergisst,/ dass er auf dem Weg noch ist.

Komm in unser dunkles Herz,/ Herr, mit deines Lichtes Fülle;/

dass nicht Neid, Angst, Not und Schmerz / deine Wahrheit uns verhülle,/

die auch noch in tiefer Nacht / Menschenleben herrlich macht.“

Hans Graf von Lehndorff, 1968