EG 428,4 – Mach ein leichtes Zelt daraus!
Diese Zeile des Arztes und Krankenhausseelsorgers Hans von Lehndorff aus dem Lied: „Komm in unsre stolze Welt“ fasziniert mich. Vielleicht vor allem deshalb, weil ich als pensionierter Pfarrer es hautnah mitbekomme: Noch dominieren in vielen Dörfern die Kirchen mit ihren Türmen das Bild, das diese Dörfer bieten. Noch bestimmen Kirchen und Dome, Münster und Kathedralen das Stadtbild größerer Städte, von denen einige Metropolen in ihrem Land sind. Wie hielten viele in Europa die Luft an, als „Notre Dame“ in Paris in Flammen stand und ganz und gar einzustürzen drohte. Noch sind die großen Kirchen in unserem Land eine der einflussreichen Institutionen.
Aber der Einfluss der Kirchen schwindet. Gemeindehäuser, Pfarrhäuser und Kirchen werden entwidmet und man ist froh, wenn man einen Käufer findet. Die Zahlen der Gemeindeglieder schrumpfen. Was die Menschen glauben, gerät ins Wanken. Viele zögern, die erste Strophe des Liedes „Ein feste Burg ist unser Gott!“ über die Lippen zu bringen.
Da denkt von Lehndorff, dieser Adelige aus Ostpreußen, der in Schlössern groß geworden ist, an Jesus, den Wanderprediger damals in Kapernaum, Kana und Bethanien, der keinen festen Wohnsitz, kein eigenes Haus hatte, der oft am Morgen nicht wusste, wer ihm und seinen Jüngern etwas zu essen gab und der nur den Rock besaß, um den man bei seiner Kreuzigung würfelte.
Und dann möchten von Lehndorff und alle, die sein Lied mitsingen, bereit sein, in unserer Zeit den Weg mitzugehen, den Jesus sie führt. Deshalb wagt er es, zu bitten:
„Komm in unser festes Haus, / der du nackt und ungeborgen.
Mach ein leichtes Zelt daraus, / das uns deckt kaum bis zum Morgen;
denn wer sicher wohnt vergisst, / dass er auf dem Weg noch ist.“